Pferd in Konzert 2014
Wenn Pferde auf dem Notenbogen tanzen ...


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Auch 2014 lud der Verein für Kunst, Wohltätigkeit und Kultur Schweighofen zur Benefiz-Veranstaltung Pferd in Konzert in Geigers Reithaus an die südliche Weinstraße ein.

Sobald man das große Tor mit den flatternden Fahnen hinter sich gelassen hat, hat man auch ein Stück Alltag hinter sich gelassen. Geschmackvoll und mit viel Liebe zum Detail ist die kleine, familiäre Reitanlage geschmückt. Ein kleiner Umtrunk und nette Gespräche mit Gleichgesinnten, dann stimmen die Stuttgarter Saloniker auf die Veranstaltung ein. Musiker und Instrumente richten sich im wohl einmaligen, sehenswerten „Orchestergraben“ an der Reitbahn ein, die Zuschauer nehmen gegenüber auf der Tribüne Platz – der Genuss kann beginnen …

Schon Tradition hat der „Einzug der Gladiatoren“, wenn Cantador Moderatorin Christina Geiger in die Bahn bringt, bevor Hausherr Otto Geiger den Reigen der Reitvorstellungen im Sattel des gekörten Lusitanohengstes Brandymel eröffnet. Der Bogen spannt sich von Einblicken in die Sitzschulung über eine vom tiefen Vertrauen zwischen Mensch und Pferd geprägte Freiheitsdressur der ganz eigenen Art und ein herzerfrischendes Pas de Deux am Langen Zügel mit dem Friesen Ernie und seinem kleinen (Shetty-)Freund Graf Dracula bis zu einem brillant choreografierten Pas de Trois mit drei Trakehnern.

Begeistern kann auch der Schimmel Rubel, noch unerfahren vor großem Publikum, aber mit ganz viel Ausstrahlung und Charme. Ein weiter gereifter Adagio spielt sich souverän mit seiner Leichtfüßigkeit in die Herzen der Zuschauer. Und der Trakehner Amethyst, inzwischen richtig Pferd geworden, beweist Nervenstärke und Coolness unter dem Veranstaltungsbanner. Untermalt und begleitet werden die reiterlichen Schaubilder von klassischen Musikstücken in der temperamentvollen Interpretation der Stuttgarter Saloniker unter Leitung von Kapellmeister Patrick Siben.

Dem Freund der echten klassischen Reiterei – oder, wie es Reitmeister Egon von Neindorff, bei dem Otto und Verena Geiger lange Jahre lernen konnten, besser ausdrückte: der naturorientierten Reiterei – geht an solchen Tagen das Herz auf. Pferde verschiedener Rassen – in Schweighofen konnte man diesmal allein acht bewundern –, unterschiedlichen Ausbildungsstandes und wahrlich unterschiedlichen Temperaments spielten ihren ganzen persönlichen Charme aus. Und doch zieht sich ein roter Faden durch sämtliche Vorstellungen (und natürlich auch durch die tägliche Arbeit): Eine auf Vertrauen und Respekt basierende Ausbildung, die das Pferd als Partner sieht. Das kostet Zeit – die heutzutage nur allzu oft dem Diktat der Schnelligkeit und des Profits zum Opfer fällt. Der Lohn dafür ist aber ein zufriedenes, gern arbeitendes Pferd, das den Betrachter mit einer wunderbaren Symbiose aus unbeschwerter Leichtigkeit und präziser Korrektheit gefangen nimmt.

Eigentlich schade, dass man so etwas nur einmal im Jahr sehen kann
Text: Karin Schweiger